Donnerstag, November 17, 2005

Wozu lebe ich? (Teil 4)

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Da hatten mich Studenten aus Münster gebeten, ich möchte mit ihnen einmal sprechen über das Thema: Wozu lebe ich? Wozu bin ich auf der Welt? Sie hatten das so formuliert: Was ist der Sinn meines Lebens? Als ich nun hinkam, war da ein Saal mit dreihundert Studenten aller Fakultäten. Ich war damals bei den Nazis nicht so arg gut angeschrieben. Ich war kurz vorher aus dem Gefängnis gekommen, und da haben sie wohl ein bisschen Angst gekriegt, und haben gesagt, sie wollten lieber doch keinen Vortrag, sie wollten bloß ne Diskussion. Ok, hab ich gesagt, machen wir ne Diskussion. Meine Herrn, jetzt werf ich einfach die Frage vor sie hin, geben sie die Antwort. Wozu bin ich auf der Welt? Was ist der Sinn meines Lebens? Wozu bin ich da?

Das war also im Hitlerreich, da stand natürlich sofort einer auf und sagte: Ich bin für mein Volk da. Das ist wie Blatt und Baum. Das Blatt bedeutet nichts, der Baum ist alles. Ich bin für mein Volk da. Da hab ich gesagt, schön, und wozu ist der Baum da? Wozu ist das Volk da? Wusste er auch nicht. Verstehen sie, das wusste er auch nicht. Da war die Frage wieder zurückgeschoben. Da ging ihnen zum ersten mal auf, mit welchen dummen Phrasen sie sich betäuben. Das ist ja gar keine Antwort. Da hab ich gesagt, ihr lieben Leute, da dürft ihr nicht so Antworten geben, wo die Frage nur zurückgestellt wird, zurückgeschoben wird. So kann ein Mensch sich betäuben und sagt mit so großen Worten, ich bin für mein Volk da. Ja, da muss ich aber wissen, wozu ist das Volk da. Wozu sind wir auf der Welt?

Wozu lebe ich? (Teil 5)

(c) nach Evangelisationen mit W. Busch 1964 u. 1965